Odoo ist eine der am schnellsten wachsenden Business-Softwarelösungen der Welt – ein allgegenwärtiges digitales Schweizer Taschenmesser. Doch statt Draht zu durchtrennen, zerschneidet Odoo Bürokratie und Chaos in Unternehmen. Seine wahre Stärke? Die Partner. Aber was bedeutet es eigentlich, „Odoo-Partner“ zu sein – und warum ist das für Sie als Kunde wichtig? Dieser Text soll Klarheit in das Durcheinander rund um den Odoo-Partnerstatus bringen.
Was bedeutet es, ein Odoo-Partner zu sein?
Kurz gesagt – ein Partner ist ein Unternehmen, das einen Vertrag mit Odoo SA in Belgien unterzeichnet hat und damit das Recht erwirbt, Odoo-Software zu verkaufen, zu implementieren und zu unterstützen. Der Partner erhält Zugang zu technischer Dokumentation, Support, Zertifizierungen und günstigeren Lizenzpreisen. Auf dem Papier – eine ernste Angelegenheit. In der Praxis? Kommt darauf an.
Wie werden Odoo-Partner kategorisiert und was bedeutet das für Kunden?
Es gibt zwei Gruppen von Odoo-Partnern: Learning-Partner (wie derzeit mein Unternehmen, Wolfinne d.o.o.) und offizielle Partner, die weiter unterteilt sind in Ready-, Silver- und Gold-Partner. Klingt wie Level in einem Videospiel – und tatsächlich erinnert der Wettbewerb zwischen den Partnern und Odoo SA manchmal genau daran.
Jedes Unternehmen kann Learning-Partner werden – ohne spezielles Prüfungsverfahren. Es genügt, einen bestimmten Betrag zu zahlen, auch ohne vorherige Erfahrung in der Entwicklung oder Implementierung von Odoo. Bei Odoo SA gibt es die Rolle des Partner Developers – Vertriebsmitarbeiter, deren Aufgabe es ist, möglichst viele Learning-Partner-Verträge an interessierte Firmen zu verkaufen. Diese Firmen erhalten Zugang zum Odoo-Partnerportal, einige Lernvorteile – und eine Provision von 10 % auf verkaufte Lizenzen.
Ein Ready-Partner zu werden ist relativ einfach – man muss bestimmte formale Voraussetzungen erfüllen, eine jährliche Gebühr zahlen, Projekte mit mindestens 10 verkauften Lizenzen umsetzen und eine Zertifizierungsprüfung bestehen. Das bedeutet, dass auch Firmen mit wenig praktischer Erfahrung diesen Status erreichen können – was bei Kunden den falschen Eindruck erwecken kann, das Ready-Label bedeute automatisch hohe Kompetenz und Erfahrung.
Ready-Partner werden offiziell auf der Odoo-Partnerseite gelistet und genießen zahlreiche Vorteile. Odoo SA sendet ihnen Leads aus den Ländern, in denen sie registriert sind. Zudem erhalten sie 10 % Provision auf verkaufte Lizenzen.
Auf der anderen Seite gibt es auch Learning-Partner, die über Jahre hinweg umfangreiche Erfahrung mit Odoo gesammelt haben, jedoch nie formal in das Partnerprogramm aufgenommen wurden. Das erschwert es zusätzlich, verlässlich zu beurteilen, wer ein wirklich kompetenter Implementierungspartner ist.
Missverständnis als Katalysator für Zusammenarbeit – Partnerdialog ohne Odoo SA
Als Geschäftsführer von Wolfinne d.o.o. war ich überzeugt, dass auch wir ein offizieller Partner sind. So wurde es mir von Odoo SA vermittelt. Man sagte mir, wir seien „nur nicht gelistet“ auf der Seite odoo.com/partners. Als ich jedoch eine offizielle Bestätigung anforderte, stellte sich heraus: Learning-Partner zählen laut der Odoo-Klassifizierung, die hier, einsehbar ist, nicht zu den offiziellen Partnern. Dort steht klar, dass ein Ready-Partner über ein bestimmtes Maß an Erfahrung verfügen muss.
Schaut man ausschließlich auf die offizielle Odoo SA-Website, spiegelt sie nicht die Realität wider – auf der Seite für künftige Partner , wird der Learning-Partner auf derselben Ebene wie Ready, Silver und Gold dargestellt – was schlicht nicht der Realität entspricht. In der Praxis genießen offizielle Partner deutlich mehr Vorteile. Die genannte Seite ist in Wahrheit ein Marketing-Funnel zum Verkauf von Learning-Partner-Verträgen.
Ich muss zugeben – ich war überzeugt, dass Inovado d.o.o. nicht der einzige offizielle Partner in Bosnien und Herzegowina ist, wie sie es in einem LinkedIn-Post behaupteten. Das habe ich sogar selbstbewusst in einem früheren Gespräch gesagt. Es stellte sich heraus, dass ich falschlag. Doch dieses Missverständnis wurde zum Ausgangspunkt einer tiefergehenden Diskussion und eines offenen Dialogs. Herr Mirsad Selimović, Geschäftsführer und Eigentümer von Inovado d.o.o., zeigte sich äußerst fair und zog die LinkedIn-Anzeige zurück, in der stand, dass sie der einzige offizielle Partner in BiH seien – bis wir uns persönlich treffen und über die Odoo-Situation in BiH und mögliche Zusammenarbeit sprechen.
Wer war eigentlich der Erste?
Firma Inovado d.o.o. aus BiH ist tatsächlich der erste offizielle Ready-Partner im Land, mit fundierter Erfahrung aus ihrem Schwesterunternehmen Techman Solutions in Katar. In BiH gibt es neben Wolfinne d.o.o. noch mehrere Learning-Partner. Einige von uns haben mehr Ressourcen und Erfahrung, andere weniger. Wer der nächste offizielle Partner wird – bleibt abzuwarten. Der Wettbewerb auf dem Markt hat bereits begonnen und ist unerbittlich.
Eine weitere Herausforderung – direkte Kommunikation zwischen Odoo SA und den Kunden
Unsere Erfahrung zeigt, dass Kunden, die zuvor von einem Partner über das Potenzial von Odoo aufgeklärt wurden – insbesondere größere Unternehmen – nach der Registrierung auf Odoo.com häufig direkt vom Vertriebsteam von Odoo SA kontaktiert werden. In solchen Fällen bietet Odoo SA die direkte Implementierung und den Lizenzverkauf im Rahmen des sogenannten „Direct Sale“-Modells an. Der Kunde kann dies ablehnen und sich entscheiden, mit einem lokalen Partner zusammenzuarbeiten – was im lokalen Kontext oft besonders wichtig ist.
Auch in späteren Projektphasen – nachdem der Partner bereits erhebliche Ressourcen in Analyse und Systemkonfiguration investiert hat – kann es vorkommen, dass sich ein Odoo Success Manager beim Kunden meldet. Wenn der Kunde Unzufriedenheit oder Unsicherheit äußert, kann der Success Manager vorschlagen, das Projekt direkt durch Odoo fortzusetzen – wodurch der Partner effektiv umgangen wird.
Beide Situationen sind aus Sicht von Odoo SA legitime Geschäftspraktiken. Dennoch können sie bei Partnern ein Gefühl der Benachteiligung hervorrufen und Unsicherheit im weiteren Projektverlauf schaffen. Auf der anderen Seite kann der Kunde den Anschluss und Zugang zu lokalem Wissen verlieren – oft entscheidend für eine erfolgreiche digitale Transformation.
Und dennoch – Zusammenarbeit gibt Hoffnung
Obwohl das Missverständnis zu Rivalität und Distanz hätte führen können, geschah das Gegenteil. Inovado d.o.o. und Wolfinne d.o.o. entschieden sich, zusammenzukommen, zu sprechen und ihre Sichtweisen auszutauschen. Das Fazit? Es besteht großes Potenzial für Zusammenarbeit. Beide Seiten bringen unterschiedliche Herangehensweisen und Erfahrungen mit – eine hervorragende Basis für gemeinsame Projekte. Jede Seite bringt ihre eigenen Stärken und Kompetenzen ein.
Das gemeinsame Potenzial ergibt sich auch daraus, dass wir Odoo-Wissen aus dem Ausland nach Bosnien und Herzegowina bringen – Wolfinne aus der DACH-Region, Inovado aus dem Nahen Osten. Mit diesem Spektrum an Know-how können wir eine Vielzahl von Branchen und Herausforderungen abdecken, denen lokale Unternehmen gegenüberstehen.
Wir sind vereint in der Mission, Business-Softwarelösungen für den bosnisch-herzegowinischen Markt zu demokratisieren. Wir wollen gemeinsam Odoos globale Mission hier vor Ort anführen. Gemeinsam können wir eine seltene Kombination bieten: echten Mehrwert und zuverlässige Odoo-Implementierungen für lokale Unternehmen.
Weitere Informationen über die nächsten Schritte unserer Zusammenarbeit und unsere individuellen Aktivitäten folgen bald.
Community vs. Enterprise und der Markt in Bosnien und Herzegowina
In Bosnien und Herzegowina gibt es Unternehmen, die Lösungen auf Basis der Odoo Community-Version – der kostenlosen Softwarevariante – anbieten und oft keinen Mehrwert in der Enterprise-Version sehen. Auch wenn sie zu diesem Ansatz berechtigt sind, bin ich der Meinung, dass beide Versionen ihre Daseinsberechtigung und Einsatzbereiche haben – sowohl Community als auch Enterprise. Der Schlüssel liegt im Verständnis der Kundenbedürfnisse. Manche Unternehmen werden mit der Community-Version hervorragend arbeiten können, während andere durch den Wechsel zur Enterprise-Version deutlich mehr profitieren – insbesondere in Bezug auf Integrationen, Sicherheit, Support und erweiterte Funktionalitäten.
Dennoch rate ich Kunden zur Vorsicht: Fragen Sie unbedingt, auf welcher Odoo-Version Ihr Anbieter seine Lösung aufbaut. Mir liegen Informationen vor, dass auf dem Markt auch Systeme basierend auf Version 12 angeboten werden – einer veralteten, technisch instabilen und weniger optimierten Version. Die aktuelle Version ist 18, die erhebliche Verbesserungen bietet und eine sicherere, langfristige Investition darstellt.
Die wahre Bedeutung hinter dem Begriff „Odoo-Partner“
Wenn Sie Odoo bereits nutzen oder gerade erst einführen möchten, denken Sie daran – der Titel „Partner“ ist keine automatische Qualitätsgarantie. Stellen Sie Fragen, fordern Sie Referenzen an, verlangen Sie konkrete Beispiele. Glauben Sie nicht nur an Marketingfloskeln. Bitten Sie um eine Demo-Instanz – diese können Sie bei uns auch für einen Monat kostenlos testen. Diese Instanz sollte mindestens einen Ihrer grundlegenden Geschäftsprozesse abbilden. Wir bieten das vollkommen kostenlos an.
Für uns Partner ist es nicht immer einfach. Der Wettbewerb ist hart, die Regeln oft unklar, und der Kampf um jeden Kunden ist eher diplomatisch als technisch. Doch wenn sich zwei Unternehmen zusammentun, die wirklich etwas bewegen wollen – wie Inovado und Wolfinne – dann kann der Markt nur davon profitieren.
Ein Freund von mir, ebenfalls Ready-Partner, sagte mir einmal: „Was spielt es für eine Rolle, ob du Partner bist oder nicht – entscheidend ist, wie gut du das Problem des Kunden lösen kannst und wie glücklich du ihn machst.“
Deshalb: Wenn Ihnen jemand das nächste Mal sagt, dass ein Odoo-Partner immer eine sichere Wahl ist – fragen Sie sich: Wer steckt dahinter, was wird angeboten, und wie gut verstehen sie wirklich die Bedürfnisse Ihres Unternehmens? Denn eine Partnerschaft auf dem Papier bedeutet nicht automatisch eine Partnerschaft in der Realität.